Gehe ich alleine oder gehen wir zu zweit? Wie lange soll die Reise denn dauern und wohin sollte es uns wohl führen? Entweder war die Zeit zu knapp oder es gab zu viele Ziele (die Welt ist einfach doch zu gross für ein kurzes Menschenleben ;) ). Und so wurden aus ursprünglichen drei Monaten gleich sechs. Dann aus den sechs Monaten acht und schlussendlich hatte ich keine Lust mehr überhaupt noch einen zeitlichen Rahmen zu stecken. Das engt einen doch irgendwie ein und das Gefühl einer „grenzenlosen“ Reise ist doch noch mal ein ganz anderes Kaliber.
Meiner besseren Hälfte war es Anfangs zu viel des Freiheitsgefühls. Sie ist da wohl eher der Sicherheitsfanatikerin und ich als Gegenpol der Freiheits-Rebell. Wohl passen wir genau deshalb so gut zusammen.
Der anfängliche Plan, sie begleitet mich nur Anfangs und ich reise dann alleine weiter, war dann spätestens mit ihrer Kündigung vom Tisch.
So hat hat der Drang der Freiheit überwogen und schlussendlich haben wir beide unsere so vermeintlich sicheren Jobs gekündigt, die Eigentumswohnung und das Auto verkauft.
Die Planung der Reise ist inzwischen für die nächsten Wochen abgeschlossen. Die Rucksäcke sind gepackt und in wenigen Stunden dürften wir bei unserer ersten Station in Istanbul landen. Endlich…Auch wenn die Zeit in den letzten Monaten im Flug vergingen, war es doch ein ganzes Stück Arbeit. Visa mussten beantragt werden, Mietwägen reserviert, Flüge gebucht und nicht zuletzt die Klimazonen der jeweiligen Länder berücksichtigt werden, die wir besuchen wollen. Und ich muss gestehen, ich habe das gewaltig unterschätzt. Klar, man kann natürlich einfach seinen Rucksack packen und in die weite Welt hinausspazieren. Das wäre auch eine Möglichkeit.
Eigentlich wäre das genau mein Ding. Irgendwo versinken im Chaos meiner nicht vorhandenen Planung. Doch bei dieser Reise steht eine Menge Respekt an. Zudem sind einige Länder, die wir in den nächsten Monaten besuchen werden, nicht unbedingt typisch für Backpacker. Bei vergangenen Reisen haben wir die Erfahrung gemacht, gerade in Afrika vieles besser vor zu buchen. Ich will aber noch nicht zu viel vor weg nehmen…
Eine Weltreise klingt meist doch erst mal nach einem Lebenstraum, der wohl von den meisten Menschen niemals umgesetzt wird. Entweder fehlen angeblich die finanziellen Mittel oder es fehlt die Zeit, von der man in der westlichen Welt wohl sowieso nie genug hat. Das, obwohl die Welt immer kleiner und offener wird. Mit einem deutschen Reisepass ist es wohl so einfach wie wohl niemals zuvor in die meisten Länder dieser Welt zu reisen. Ans andere Ende der Welt kommt man heute bereits zu Spottpreisen, von denen man vor einigen Jahren nur geträumt hätte.
Ja, ich bin der Meinung wir leben in einer einzigartigen Zeit und in einem privilegierten Land. Und so wuchs in mir der Gedanken heran „wenn nicht jetzt, wann dann?“.
Die schlussendliche Entscheidung, diesen Traum in die Wirklichkeit umzusetzen war dann doch nicht ganz so einfach, wie das eventuell klingen mag. Das Materielle zu grossen Teilen hier in Deutschland zu verkaufen war dabei nicht der Grund und es viel mir nicht wirklich schwer. Vielmehr war es sich selbst aus den Kreisen der Familie und Freunden, also genau den Menschen, die einem am Herzen liegen, zu entziehen. Auch wenn zu Zeiten von WhatsApp und Skype dieser Schnitt nicht ganz so dramatisch sein dürfte.
Das war wohl der Grund dafür, weshalb bei den Familien-, Freundes- und Bekanntenkreisen unsere Idee der Weltreise mit so unterschiedlichen Reaktionen ankam.
Die einen vernahmen es als Grössenwahn und schlossen bald Wetten ab, ob wir denn überhaupt jemals zurück kommen würden. Doch wer kann es Ihnen denn verdenken – denn Angst spielte bei diesen Reaktionen sicher eine grosse Rolle. Angst eventuell einen geliebten Menschen zu verlieren.
Aber der wohl größerer Teil kommentierte unser Unterfangen dann doch wesentlich positiver. Entweder wurden Worte wie „Mutig“, „Cool“ oder auch „Respekt“ verwendet, um dann gleich ein „… so was würde ich auch gern, wenn ich nur…“ hinterher zu schieben.
Ich sehe das irgendwie aus einer etwas anderen Perspektive: Ich habe die Freiheit und die Möglichkeit dazu, also ergreife ich sie. That’s it.
Mich selbst deshalb als mutig zu bezeichnen – so weit würde ich wohl nicht gehen. Denn wer kann schon mutig sein, wenn es ihm bereits auf einer 2-Meter-Leiter in den Beinen kribbelt?
Es ist vielmehr ein innerer Drang, der mich in die Welt hinaustreibt.
Eventuell hat es mit meiner erste richtigen Reise durch Europa begonnen. Nie hatte ich zuvor ein ähnliches Gefühl von Freiheit erlebt, als auf dieser Reise. Alltag war eigentlich nie vorhanden. Jeder Tag brachte etwas Neues mit sich. Und hatte man nur ansatzweise das Gefühl, der Alltag würde am nächsten Morgen an die Hostel-Türe klopfen, wurde der Rucksack gepackt und ein Ticket zum nächsten Ort gebucht.
Das klingt als würde ich vor etwas davon Laufen. Hmm – vielleicht mache ich das ja sogar. Vielleicht versuche ich aber auch nur etwas zu finden.
Etwas, das man in der sicheren deutschen Heimat, bei all dem Alltag, leider kaum noch finde: Ein Abenteuer ins Unbekannte…
8 Comments
Das ist ja super. Ich wünsche euch viel Spass und vielleicht laufen wir uns ja doch noch irgendwo persönlich über den Weg. Auch wenn es jetzt, wo wir keine Nachbarn mehr sind, etwas schwieriger geworden ist.
Was ich in deinem Text vermisst habe: Du schreibst, ihr werdet weniger Backpackertaugliche Orte besuchen, hast aber ausser Istanbul (das ja einfach nur super für jeden ist) keine Orte erwähnt. Dabei würde mich schon sehr interessieren, in welche Regionen es such verschlagen wird.
Gruss,
Oli
Hi Oli,
das wäre natürlich der Hammer, wenn wir uns irgendwo treffen würden!
Wohin verschlägt es dich denn dieses Jahr noch alles?
Backpackerorte sind natürlich auch dabei (welche Grossstadt ist das nicht) – aber nicht nur.
Das ich die Route noch nicht erwähnt habe war schon so gewollt ;)
Ich kann aber vielleicht schon so viel vorweg nehmen, dass auch Afrika, Amerika, Asien (leider wohl viel zu kurz :( ) und Ozeanien auf der Liste stehen :)
Patrick
Sicher ist bisher erst Ethiopien Ende August. Vielleicht Türkei im Oktober. Aber dann bist du ja nicht mehr dort… naja, klappt schon irgwndwann… :)
Wow – Ethiopien klingt auch sehr exotisch! Wie genau hats dich denn dort hin getrieben?
Bin allerdings ganz in der Nähe von Ethiopien. Allerdings nicht mehr im August.
Ach, ich bin mir sicher, dass es irgendwann klappt :)
Schade, hatte es mit Bern nicht geklappt…
Warum geht man fort?
Damit man zurückkehren kann,
um den Ort, den man verlassen hat,
mit neuen Augen und zusätzlichen Farben zu sehen.
Ich bewundere euren Mut!!
Eure Ines :*
Schöner Spruch :)
So mutig ist das gar nicht. Einfach Rucksack packen und in den Flieger steigen (ausser man hat natürlich Flugangst :P)
Hi Patrick, großartig, was ihr da vorhabt! Mir hat mal ein Bekannter – er ist jedes Jahr für ca. 6 Monate in der großen weiten Welt unterwegs – gesagt, dass viele sein Reisen mit „Ferien“ verwechseln. Aber die anstrengenden Tage/Umstände überwiegen niemals das ganze Erlebte. Umso mehr bewundere ich euren Schritt und wünsche euch ganz tolle Eindrücke und Erlebnisse auf euren Wegen. Wovon viele träunen, setzt ihr in die Tat um! Ich freue mich auf jeden deiner Berichte :-)
Hi Tanja,
Das mit dem Reisen und Ferien kann ich gut nachvollziehen ;)
Danke für die Worte.
Patrick