Die ungewisse Reiseroute
Zugegeben, die aktuelle Weltreiseroute habe ich nie veröffentlicht. Das hatte auch seine guten Gründe: Nicht jeder sollte sofort von der Planung der Reise erfahren. Erst recht nicht, wo es denn überall hin gehen sollte. Ich wollte mir immer kurzfristige Änderungen vorbehalten.
Die Reiseroute und die Länder, die ich bereisen möchte, stehen bis heute immer noch nicht ganz fest. Am Open-End hat sich auch nichts getan und das ist auch gut so.
Für all diejenigen, die es wirklich interessieren sollte, einmal eine Übersicht der bisherigen Strecke bis zum Ende des Jahres 2015:
- Türkei (Istanbul)
- Uganda
- Kenia
- Namibia
- USA (New York)
- Kanada
- Hong Kong
- Westaustralien
- Südaustralien & Victoria
- Tasmanien
- Sydney
- Samoa
- Sydney
Luxusprobleme auf Langzeitreisen
Ich muss zugeben, es ist schon ne ganze Menge in relativ kurzer Zeit geworden. Bei dem ganzen Kontrastprogramm zwischen Natur, Landschaft und Städte fiel es mir ziemlich schwer mich einzuschränken. Zum Problem ist es bisher nicht wirklich geworden. Allerdings vergleicht der Mensch, und ich wohl insbesondere, leider viel zu oft. Ich ertappe mich immer häufiger, wie ich etwas Neues auf der Reise mit dem bisher Erlebten vergleiche. Schnell bilde ich dann ein Urteil darüber. Ganz unbewusst.
So stellt sich dann oftmals Ernüchterung ein, denn selbst die fasziniertesten Orte, ungewöhnlichsten Menschen und die beeindruckendsten Landschaften verlieren an ihrem Reiz, wenn sie erst einmal zur Normalität des Alltags werden. Und es läuft so oft aufs selbe heraus, noch ein Strand, noch eine weite Landschaft, wieder ein Känguru. Das mag für den ein oder anderen daheimgeblieben möglicherweise verstörend klingen. Ist es vielleicht sogar. Es ist wohl ein Luxusproblem. Dieser Luxus ist inzwischen zu meinem Alltag geworden. Es ist für mich keine Besonderheit mehr.
Je länger ich an einem Ort bleiben, desto weniger beeindruckend wirkt er auf mich. Er verliert zwar nicht gänzlich seinen Reiz, ist aber doch nicht mehr so traumhaft, wie man das beim durchblättern eines Hochglanz-Magazines von Zuhause kennt. Man entzaubert so etwas die Welt. Meine Oma, Gott habe sie selig, würde wohl sagen: „Die kochen doch auch nur mit heissem Wasser!“ Das hat was.
Die individuelle Reiseplanung
„Reise, Reise Seemann Reise, jeder tut’s auf seine Weise.“
Rammstein – Reise, Reise
Hmm. Eigentlich wollte ich dazu nicht wirklich etwas schreiben. Eigentlich. Denn bei der Reiseplanung ist es so wie mit den meist überflüssigen Packlisten: sie sind nicht individuell, passen so gut wie nie zu den eigenen Interessen und sind oft vollgestopft mit Affiliate-Links.
Ich war da natürlich nicht anders. Vor der Reise habe ich in voller Aufregung regelmässig Packlisten durchstöbert. Die der „ganz grossen“ Reiseblogger. Immer auf der Suche nach noch einem Gadget, dass mir in meinem Rucksack noch fehlen könnte. Im Nachhinein gesehen war das natürlich grosser Bullshit. Bei einigen Bloggern hat das wohl zum neuen Trend der „Anti-Packlisten“ geführt.
Erst vor kurzem habe ich auf einem anderem Reiseblog von einer dieser Anti-Packliste gelesen. Darauf war ernsthaft geschrieben, dass man keine Wanderschuhe fürs Trekking braucht. Turnschuhe reichten nach Angaben des Autors vollkommen fürs Reisen aus. Trekking-Klamotten und Wanderschuhe wären überbewertet und fast schon lächerlich anzusehen. Sehr bizarr, wie ich finde. Weshalb nicht gleich barfuss den Kilimandscharo besteigen? Spart noch die Turnschuhe auf der Packliste ein und es erübrigt sich womöglich auch irgendwann mal der Gang zum Orthopäden.
Wie dem auch sei, ich war froh über meine Trekkingaustrüstung und den Wanderschuhe auf dem mehrtägigen Overland-Track. Es ist doch immer abhängig von den eigenen Reisepräferenzen, was in den Rucksack oder meinetwegen Reisetrolley wandert.
Ähnlich ist das bei der Reiseplanung: Was bringt mir eine detaillierte Reiseplanung eines Bloggers, der nach Südostasien reist, wenn ich doch eigentlich viel lieber nach Nordamerika will. Deshalb sind Packlisten, Reiseplanung und -organisation immer ein sehr individuelles Thema.
Sei’s drum, ich will ja mal nicht so sein und füge mich da gerne den Nachfragen zu meiner Reiseplanung.
Bei mir hat sich die Planung über mehrere Monate hinweg hingezogen. Schon vergleichbar mit einem klassischen Projekt. Angefangen von der Vision, hin zum Brainstorming, dann zu konkreteren Themen bis hin zu einer fertigen Route für die ersten Monate.
Da werden sicher schon einige den Kopf schütteln, wenn sie nur „Planung über mehrere Monate hinweg“ lesen. Tja, das ist wohl ne Ansichtssache und wieder mal so ein Ding der individuellen Vorlieben. Ich plane gerne voraus. Es steigert in mir die Vorfreude und ich setze mich so schon Zuhause mit den Ländern auseinander, die ich bereisen will. Festlegen, was Buchungen usw. angeht – das ist dann wiederum nicht so mein Ding. Es schränkt mich ein. Es legt mich zu sehr fest. Nur leider geht oftmals nicht immer alles ganz spontan. Ab und zu muss man Entscheidungen treffen und sich festlegen oder eben mit den Konsequenzen leben, eines der gewünschten Highlights dann doch nicht erleben zu können.
Ich für meinen Teil bin ja ein wahrer Naturfreak. Und wer sich zufällig schon mal in ne Doku beim Discovery-Channel gezappt hat, der wird sicher wissen, dass viele Naturspektakel nicht einfach so das ganze Jahr über hinweg zu sehen sind. Das war einer der Gründe für die so ausgiebige Planung. Eine Gnu-Migration in Ostafrika, Lachswanderung in Kanada, tödliche Quallen in Australien sind Naturspektakel die sich leider selten am Herrn Reisenden orientieren. Mal ganz abgesehen von Wetter- und Klima-Bedingungen in den gewünschten Reiseregionen.
Bei einem jährlichen Trip zu einer Destination ist das relativ einfach festzulegen. Man schaut sich seine BBC Doku an, guckt mal bei Wikipedia vorbei, wirft nen Blick in seinen Kalender und füllt dann artig sein Urlaubsformular aus.
Geht’s nach der Reise aber nicht nach Hause, sondern weiter, dann kommen unweigerlich Fragen auf: „Wie komme ich zum nächsten Land?“ „Komme ich dort kostengünstig hin?“ „Liegt auf der Strecke eventuell noch was sehenswertes?“
Zurück zur eigentlichen Planung. Nachdem ich grob Länder für die Route rausgesucht hatte, habe ich das Budget der Länder überschlagen. (Mal nur so am Rande: Überraschenderweise waren die ostafrikanischen Länder mit Abstand die teuersten. Die Gebühren für die Nationalparks sind dort unverschämt teuer.) Entsprechend meines Bankkontos wurden dann einige Länder gestrichen. Das war mit Abstand der schwierigste Teil der gesamten Planung. Sich von Ländern, die man eigentlich gern besuchen würde, zu verabschieden. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben und so.
Nachdem die Länder nach Budgets festgelegt waren, habe ich Reiseverbindungen zwischen diesen gesucht. Es kam durchaus vor, dass nochmals Länder aus der Route gestrichen und dafür andere wieder eingebaut wurden. New York war ein solcher Kandidat. Eigentlich nicht unbedingt meine Traumdestination. Doch der Flug von Windhoek nach Vancouver hätte einfach so unendlich lange gedauert, dass sich New York als Zwischenstopp angeboten hat.
Auch hab ich versucht die Abflugdaten kostengünstig zu legen. Ich habe Flüge an Daten herausgesucht, die günstig waren und meinem Budget entgegen kamen.
Ich kann mir gut vorstellen, dass eine Reise die nur in gewisse Regionen der Erde führen, ganz anders geplant werden oder eventuell nicht mal gross Planung nötig haben. Eine Langzeitreise durch Südostasien ist sicher anders und vielleicht auch einfacher zu gestallten, als das Kontinent-Hopping, wie ich es nun durchziehe. Alles eben eine Frage der Perspektive und der individuellen Vorlieben.
Ob die Art und Weise meiner Planung nun für dich, lieber Leser, hilfreich ist, wirst du wohl am Besten selber wissen.
2 Comments
Ich denke, der Sinn von Pack- und Auspacklisten ist (neben dem offensichtlichen Verkauf über die Affiliate-Links) zum Denken darüber anzuregen, was man auf einer Reise braucht.
Ich glaube, ich weiss, wo du das mit den Wanderschuhen gelesen hast und ich muss sagen, ich gebe da meinem Bloggerkollegen vollkommen recht: Outdoor-Kleidung sieht wirklich total bescheuert aus (Stempel: Reiseanfänger) und ist zudem noch unangenehm zu tragen. Die meisten Wanderungen, die Durschnittsbackpacker unternehmen, sind in Flipflops möglich (schau mal, was die Einheimischen tragen, die das über 20 oder 30 Jahre jeder Tag ohne grösseren Schaden machen…) und mit Turnschuhen ist man bereits gut beraten. Klar wären Wanderschuhe ein Spürchen besser, aber meiner Meinung rechtfertigt dieser kleine Unterschied nicht die 500 Gramm zusätzliches Gepäck. Wenn du natürlich regelmässig anspruchsvolle Wanderungen unternimmst, ist das was anderes. Aber wer macht das schon?
Hi Oli,
oftmals wird es nur leider nicht wirklich relativiert.
Beispielsweise hab ich auf einer Packliste mal gelesen, dass man seinen Schlafsack am Besten daheim lässt. Das Ding wäre Quatsch, nimmt nur Gewicht und Platz weg. Das mag ja vielleicht stimmen, wenn man nach Südostasien in Hostels reist. War so nur nie angegeben. Es wurde da einfach jede Reise über einen Kamm geschert.
Anderes Beispiel:
Auf dem Overland-Track, gleich bei der ersten Station, waren zwei Studenten unterwegs. Mit normalen Klamotten und Turnschuhen. Die wurden dann vom Ranger (der glücklicherweise genau an diesem Tag bei der Station war) zurück geschickt. Noch mit dem Hinweis, dass jährlich Wanderer mit mieser Ausrüstung hops gehen. Zwei Tage später gabs nen kleinen Schneesturm.
Und der Overland-Track ist keine Expedition in die Antarktis. Das Dingens wird auch von Kiddies gelaufen.
Klamotten leihen auf Tasmanien ist leider auch nicht. Da heisst es dann teuer Wanderschuhe kaufen.
Ich für meinen Teil wollte da keinen Ratschlag gegeben haben: „Wanderschuhe sind Quatsch“.
Das ist, aus meiner Sicht, schon fahrlässig.
Nur denken über solche Konsequenzen viele Blogger gar nicht nach.
Du hast natürlich absolut recht, die meisten Backpacker werden so ne Wanderung wohl eh nicht machen. Aber was ist mit den wenigen, dies doch tun?
Es gibt übrigens auch stylische Trekking-Klamotten die vernünftig aussehen. Fjällräven z.B. produziert solche. Da sieht man nicht gleich aus wie Roland McDonalds & Co. ;)